Tag 9:

Adventure Tours: Mit dem Auto in den Süden

Dienstag, 9.10.2001

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Wir verbringen eine unruhige Nacht, die Luft ist wegen der Klimaanlage recht trocken gewesen. Wir nehmen nur ein kleines Frühstück (im Vergleich zu den vorhergegangenen Tagen) zu uns, damit nicht gleich am Morgen eine Schwerfälligkeit aufkommen kann. Wir packen unsere Sachen. Unten an der Uferpromenade angekommen erhalten wir entgegen vorabendlicher Befürchtungen genau das Auto, das wir auch gemietet hatten - es war während des Abends nämlich kurzzeitig verschwunden. Ohne ihn auch nur zu lesen unterschreiben wir den Vertrag und das Auto macht einen ordentlichen ersten Eindruck.

ACTION! Ich spiele im Auto den Franz und das Verlassen des Stadtgebietes von Rethymnon stellt auch kein Problem dar. Erster Programmpunkt ist die Nekropole (Totenstadt) von Armeni, aus spätminoischer Zeit. Das gesamte Areal ist zu dieser frühen Stunde noch menschenleer. Man kann die Gräber teilweise betreten. Das Ganze ist irgendwie ein wenig gespenstisch. Die Grabbeigaben sind hier natürlich nicht mehr zu sehen, sie sind unter anderem im Archäologischen Museum von Rethymnon zu bewundern. Beim Durchfahren streichen wir den Ort Armeni selber von Liste der Orte, wo wir vielleicht noch eine Kaffeepause einlegen würden.

Es geht weiter nach Süden durch die Berge, wo die Landschaften mit ihren Schluchten einfach nur phantastisch ist. Es ist kalt und windig und wir legen eine Pause eine. Es gelingt uns nicht, diese Eindrücke auf Photos so festzuhalten, wie wir sie erleben. Schon zu diesem Zeitpunkt erweist sich unser Kartenmaterial als sehr zuverlässig. Wir müssen leider feststellen, daß das Kloster Kato Moni Preveli leider nicht betretbar ist, im Gegensatz dazu, was uns unser Reiseführer sagt - da bereiten wir dann in Deutschland einen Leserbrief vor. Was um so ärgerlicher ist, da wir zunächst an dem Kloster vorbeigefahren sind und am Berg , ein gutes Stück weiter, extra eine Kehrtwende durchführen. Das noch bewohnte Kloster Piso Moni Preveli, das wir anschließend aufsuchen, ist zu Beginn unseres Besuches noch relativ leer, am Eingang werden Röcke und Tücher für fehlbekleidete Touristinnen ausgegeben. Wir besichtigen die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers und das Klostermuseum, um dann feststellen zu müssen, daß die gesamte Anlage von Touristen überlaufen wird. Eine Hundemutter beißt mehrfach Touristen, um ihre fiependen Welpen von den sich unmöglich benehmenden Touristen zu schützen. Mit einem verschmitzten Grinsen verziehen wir uns.

Bevor noch die Busse unser Vorankommen erschweren können, fahren wir mit unserem Mietwagen nach Westen auf einen kleinen Abstecher. (Nicht unerwähnt soll der Besuch einer angeblich venezianischen Brücke sein, unter der tatsächlich ein Bach entlang fließt, eine ausgemachte Seltenheit auf Kreta.) Über Mariou, ein kleines Kaff, und Mirthios, wo es ein paar wenige touristische Anlaufpunkte gibt, gelangen wir nach Sellia, wo erfreulich wenig los ist, sogar so wenig, daß das Kunstgewerbegeschäft, das wir aufsuchen wollten, geschlossen ist. Wir finden ein sehr günstiges Lokal mit einem schattigen Garten am Hang, wo das Essen auch noch hervorragend ist und wir eine Gruppe von US-Amerikanern als Mitesser haben. Hinter dem Dorf wenden wir auf einem kleinen Rastplatz, wo wir noch einmal den Blick auf das Libysche Meer genießen, werden Zeuge, wie Touristen über einen 30 cm hohen Holzbalken stolpern - und danach am Staub ersticken, als wir mit quietschenden Reifen den Platz verlassen.

Nun geht es auf zu einem Abstecher nach Osten, wir wählen dieses Mal die nördliche Route um die Kouroupa-Höhe herum. Dabei kommen wir wieder durch die oben erwähnte Schlucht und sehen sogar richtige Kiefernwälder. Ohne Probleme erreichen wir schließlich Spili. Wo ist hier der Ortskern? Den finden wir dann doch noch, der Ort ist doch größer als wir angenommen hatten. Die Kirche und den Brunnen, den unser Reiseführer hier für besuchenswert hält, finden wir auch. Auch finden wir ein günstiges Kafenion, wo wir Zeuge werden, wie ein Roller von einem LKW umgestoßen wird, welcher einfach weiterfährt, aber das Teil fährt danach noch. Wir treffen die verhängnisvolle Entscheidung nach Chromonastiri südlich von Rethymnon zu fahren.

Chromonastiri - der Versuch von Westen: Unsere Karte zeigt einen Weg von der Nekropole von Armeni nach Chromonastiri an, nach einigen Kilometern gelangen wir allerdings an einen abschüssigen Waldweg mit tiefen Gräben. Rechts davon befindet sich ein eingezäuntes Areal mit irgend einer Anlage, deren Funktion uns verborgen bleibt - aber es existieren Hinweisschilder, die auf Explosionsgefahr lauten. Da der weitere Verlauf dieser Strecke unbekannt ist und wir ja auch keinen Jeep haben, kehren wir lieber um.

Chromonastiri - der Erfolg von Norden: Am nördlichen Stadtrand von Rethymnon fahren wir auf den Schnellweg, doch leider gibt es keine Abfahrt dort, wo wir sie eigentlich brauchen. Dennoch gelangen wir über Mili und Serpentinen und Schluchten nach Chromonastiri.

Chromonastiri - Der Versuch, die Kirche Agios Eutychios zu erreichen, scheitert zunächst. Wir parken erst einmal an der Straße direkt am Ortseingang und laufen los, wobei wir die ganze Zeit von einem Ziegenbock verfolgt werden. Der Weg geht schier endlos in eine Schlucht hinunter. Da wir überhaupt nicht abschätzen können, wie lange das noch dauern wird und unser Reiseführer in dieser Beziehung auch keine großen Rückschlüsse zuläßt, kehren wir um.

Chromonastiri - das Intermezzo. Wir suchen den Ortskern auf. Das Venezianische Logenhaus, mittlerweile nur noch ein Ruine, kann leider nicht mehr besichtigt werden. Außerdem verlieren wir bei wunderbar steilen Anfahrten im Ort auch noch ordentlich Reifenprofil. Etwas zentraler gelegen betrachten wir nur von außen die neuzeitliche Kirche, der vom Reiseführer versprochene Ausblick existiert allerdings nicht mehr, da sind ein paar Büsche in die Höhe gewachsen, wollen wir feststellen. Das Kafenion und die Taverne hier wären sicher urig, aber wir haben ja noch eine Mission zu erfüllen und dafür gerade keine Zeit. Die Ureinwohner staunen nicht schlecht, als sie uns erblicken! Offenbar verirrt sich sonst kein Tourist in ihren Ort.

Chromonastiri - Nun geht's aber los! Ob das mit einem Kleinwagen diese Strecke hinunter das richtige ist? Genau an der Stelle, wo uns vorher der Ziegenbock aufgelauert hat, steht nun mit offenem Mund ein Mensch - Verwandelt? - ja, da fahren offenbar auch nicht oft Touristen hinunter. Mehr schlecht als recht überqueren wir verschiedene Unebenheiten auf dem Fahrweg, an einigen Stellen haben wir schon starke Bedenken, ob wir da jemals wieder hinaufkommen werden. Einmal sogar wollen wir umkehren, was aber daran scheitert, daß es da gerade keine Wendemöglichkeit gibt. Was würden wir eigentlich hier machen, wenn uns jemand entgegenkäme? Naja, das passiert immerhin nicht. Schlußendlich führt ein noch kleinerer Weg nach rechts steil hinab, wir stellen das Auto links am Fahrweg ab und laufen die restlichen wenigen Meter. Zunächst stellen wir fest, daß links vom Weg offenbar auch ein alter Mann einsam wohnt, der uns grüßt. Wir grüßen zurück. Ob das der Pope für diese Kirche ist, gerade einmal in Zivil gekleidet? Wir wissen es nicht. Wir finden die Kirche wie beschrieben vor, in einem beklagenswerten Zustand, die Fresken sind kaum mehr zu sehen, aber Deckchen und Kerzen sind neuzeitliche Produkte. Auch einige neuere kleine Ikonen hängen an den Wänden. Wir machen ein Beweisphoto und verlassen diese trostlose Gegend wieder, ohne daß wir den alten Mann noch einmal sehen.

Der Weg wieder hoch ins Dorf verläuft erstaunlich problemlos. Die Idee, noch weiter im Osten Windmühlen zu suchen, verwerfen wir vollends. Wir duschen erst einmal, als wir wieder in unserem Hotel angelangt sind. Heute ist Griechischer Abend. Es gibt eine hervorragende Auswahl an Speisen und es werden Tänze aufgeführt. Heute abend wird es eine Flasche Cava Atrium mehr als sonst üblich - das ist aber auch in Ordnung - und wir unterhalten uns nett mit den beiden flämisch sprechenden Belgiern, an deren Tisch wir uns setzen durften.


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