Tag 12:

Chania

Freitag, 12.10.2001

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Immer noch kein Regen. Nach einer unruhigen Nacht sind wir beide noch etwas unfit, das kann uns aber nicht wirklich aufhalten, also fahren wir geplant nach Chania. Wir warten also auf den Bus. Erst einmal fährt ein Bus in die andere Richtung vorbei. Aber da blicken wir eh nicht durch, es gibt an den Haltestellen ja auch gar keine Übersichtspläne über Fahrstrecke, Name der Station oder Abfahrtszeiten. Der Stadtbus kommt, aber weil wir keine Tickets haben, nimmt er uns nicht mit. Wir verfluchen die Neckermann-Tussi - sie hatte behauptet, man könne Tickets im Bus kaufen - und schreiben einen Beschwerdebrief an ihren Chef. Konsterniert marschieren wir ins Kafenion gleich neben der Haltestelle und wollen Tickets nach Chania kaufen. Gibt es nicht. Solche Tickets gibt's nur im Bus. Aber dafür müssen wir auf der andern Seite einsteigen. Der Bus kommt schließlich - und hält 50 Meter nach dem Passieren der Haltestelle. Der Busfahrer überprüft, ob wir genug Geld haben und wir dürfen einsteigen - nicht in den Stadtbus, sondern in den direkten Bus nach Chania.

Die Busfahrt ist von allgemeiner Lethargie geprägt, die Landschaft unauffällig, wir passieren Georgiopouli und einen Militärhafen. Am Busbahnhof in Chania angekommen verwirren uns die möglichen Abfahrtszeiten für unsere Rückreise am Abend. Wir ignorieren das einfach, verlassen den Bereich und essen eine Käsetasche. Oder so etwas Ähnliches.

Erst einmal in ein Café rein, das paßt irgendwie nicht, und wieder aufstehen. Weiter in die Markthalle. Die Metzger hantieren munter mit den toten Tieren, Hühner noch mit Pfoten und lauter Sachen, die besser unerwähnt bleiben - sensiblere Gemüter hätten sich womöglich jetzt übergeben. Wir finden aber noch ein anderes Café, nichts Tolles, aber in Ordnung.

Nun aber zum Hafen runter, eine katholische Kirche, die Kathedrale besichtigt, am Archäologischen Museum nur vorbeigelaufen. Der Hafen ist eigentlich noch netter als der von Rethymnon, zwar belebter, aber man kann viel besser hier entlang laufen. Fliegende Händler verkaufen Spielzeug, das gar keinen Sinn aufweist. Wir werden am "Prevendi", einer Restaurant-Empfehlung direkt am Hafen etwas unwirsch angesprochen, gut, wir haben gar nicht geantwortet, aber irgendwann geht einem das ständige Betteln, sich ins Restaurant zu setzen, ein bißchen auf die Nerven. Wir gehen dann zum "Good Heart", das ist okay, aber der Rotwein scheint eher ein Sherry zu sein. Hicks. Ein Marco-Polo-Aufkleber belegt die Empfehlung.

Wir kehren zum Hafen zurück, das sind nur wenige Meter. Wir passieren die Moschee, die Arsenale, in denen die Venezianer Schiffe unterbrachten und zahlreiche minoische Ausgrabungsstätten - böse Zungen könnten behaupten, diese Steine seien nachträglich angehäuft worden, um Touristen anzulocken. Wir begeben uns ein wenig abseits von den Hauptrouten, zur Platia 1821, wo wir zunächst die Einraumkapelle San Rocco, heute nur noch eine traurige Ruine, passieren und dann in einem Kafenion eine Pause einlegen. Das ist auch gut so, denn in der Kirche San Nicolo - mit Minarett und Kirchenturm - findet gerade eine Totenmesse statt. Irgendwie entsteht ein Streit unter den Trauergästen, wir wissen nicht so recht, um was es geht - in jedem Fall mischt sich der Pope noch ein. Die Kirche besuchen wir anschließend noch, wir vergessen aber leider, sie noch zu photographieren. Wir werden später feststellen müssen, daß es in gesamten Altstadt keine Postkarte von dieser Kirche gibt. Aber hier endet unser heutiges kulturelles Programm.

Schließlich landen wir im Haman, einem ehemaligen türkischen Bad, von dem es viele in Chania gab. Hier wollen wir eine Stärkung zu uns nehmen, bevor wir den Rückweg nach Rethymnon antreten werden. Wir entscheiden uns für Zuchini- und Käsekroketten, wirklich sehr delikat, und für einen leckeren Rotwein. Leider sind die Intellektuellen aus dem Reiseführer nicht anwesend. Die kommen vermutlich erst später. Polizei auf Fahrrädern passiert uns. Das Begleichen der Rechnung gestaltet sich als schwierig, weil verschiedene Bedienungen das nicht geregelt bekommen. Schlußendlich erhalten wir noch eine Karaffe Uozo oder Raki, egal, sie ist binnen weniger Minuten leer - 3 Gläser. Aber hallo.

Unser Rückweg zum Busbahnhof erfolgt dann doch schneller als gedacht. Wir können die Tickets ohne Probleme kaufen und bekommen auch gleich unsere Plätze und fünf Minuten vor der Abfahrtszeit geht's los - der Bus ist schon voll. So viel zum Thema für einen bestimmten Bus vorher reservieren. Chill Out im Bus, aber dazu müssen wir in Chania erst einmal durch die Rush Hour. 1 ½ Stunden später steigen wir am Busbahnhof in Rethymnon aus - erst am Hotel auszusteigen, das dürfen wir nicht, obwohl es an der Straße nach Iraklion liegt. Wir suchen - wenn wir schon einmal hier sind - noch eine Taverne aus dem Reiseführer, finden diese aber nicht: Ein Königreich für einen Falkplan von Rethymnon, auf dem ALLE Straßen eingezeichnet wären. Am Ende trinken wir noch ein Bier in der so genannten Rethymnon Bar an der Uferpromenade. Mehr war dann nicht.


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